Wegweiser für Leitungen

Ob Einrichtungs- oder Pflegedienstleitung, Wohnbereichs- oder Teamleitung – Führungskräfte in der Pflege arbeiten unter den schwierigen Rahmenbedingungen des Fachkräftemangels und des steigenden Bedarfs an Pflegeplätzen. Ihre Mitarbeiterinnen sind dabei eine wichtige Stütze für Ihren Betrieb und das Pflegesystem in Deutschland. Viele beruflich Pflegende übernehmen weitere Verantwortung als pflegende Angehörige. Auch in dieser Rolle stützen sie das Pflegesystem.

Doppelt Pflegende, sogenannte Double Duty Carers, können ihre Erfahrung als pflegende Angehörige als besondere Ressource in ihren Pflegebetrieb einbringen. Sie brauchen aber auch Unterstützung, um ihre Pflegeverantwortungen dauerhaft miteinander vereinbaren zu können. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird jedoch oft noch auf Elternpflichten reduziert. Zudem wissen Führungskräfte häufig nicht, dass Mitarbeiterinnen auch privat pflegen.

Diese Broschüre gibt Ihnen eine Orientierung zur doppelten Pflege und Handlungsempfehlungen für eine vereinbarkeitsbewusste Personalarbeit. Eine vereinbarkeitsbewusste Personalarbeit nützt Mitarbeiterinnen und Arbeitgebern gleichermaßen. Sie stärkt die Arbeitgeberattraktivität, gewinnt neue und bindet angestammte Mitarbeiterinnen.

 Zahlen und Fakten
  • 171 Tage waren Stellen für examinierte Altenpflegefachkräfte 2017 durchschnittlich vakant.(1)
  • 173.000 oder 11,7% vollstationär und ambulant versorgte Pflegebedürftige kamen zwischen 2015 und 2017 bundesweit hinzu.(2)
  • 380.000 oder 27,5% allein von Angehörigen ver-sorgte Pflegebedürftige kamen zwischen 2015 und 2017 hinzu.(2)
  • 1,76 Millionen oder 51,8% der Pflege-bedürftigen wurden 2017 allein von Angehörigen versorgt.(2)

Was bedeutet doppelte Pflege?

Berufliche und private Verantwortung für Pflegebedürftige (3)

Die 54-Stunden-Woche einer doppelt Pflegenden (3)

Was unterscheidet doppelt Pflegende von pflegenden Angehörigen in anderen Branchen?

 3 Gemeinsamkeiten

  • Konflikte zwischen beruflicher Verantwortung und Angehörigenpflege
  • Sorgen um den Angehörigen und Angst vor der Krankheit und dem ungewissen Verlauf
  • Wenig Zeit für sich selbst zwischen Arbeit und Angehörigenpflege

 3 Besonderheiten

  • Besondere Erwartungen der Familie und des medizinischen Personals des Angehörigen aufgrund des Berufs
  • Besondere Belastungen durch Arbeitsinhalte und -zeiten in der Pflege
  • Isolation durch größere Kenntnis von Risiken und Nebenwirkungen sowie einsame Entscheidungen

Wilhelm Beckmann, Heidi Clasen, Anne-Katrin Haubold

Stand August 2019

(1) Bundesagentur für Arbeit (2018): »Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich«, unter: https://t1p.de/arbeitsagentur (abgerufen am 17.04.2019)
(2) Statistisches Bundesamt (2018): »Pflegestatistik – Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Deutschlandergebnisse – 2017« unter: https://t1p.de/pflegestatistik (abgerufen am 17.04.2019)

(3) Die Angaben basieren auf den Daten unserer deutschlandweiten Befragung in ambulanten und stationären Langzeitpflege- Einrichtungen 2017/2018. Die Stichprobe umfasst 495 Pflege- und Betreuungskräfte sowie Team-, Wohnbereichs- und Pflegedienstleitungen.